Senkrechte Horizonte Vortrag von Alexander Huber vom 12.03.2003 15.03.2003    

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Senkrechte ?? Horizonte 
Multivisionsshow von Alexander Huber in der Röthenbacher Stadthalle 
  

Ein paar Kindheitsphotos wohl nur um das Publikum einzulullen und dann geht es los: „Uiäiäh", der Schrei geht durch Mark und Bein, wir sehen den Protagonisten in die Tiefe abtauchen, zwei Zwischensicherungen fahren aus dem Fels und er hängt wie eine Spinne an ihrem Faden wohl zwanzig Meter tiefer, unter dem riesigen Abschlussdach des zentralen Wandausbruchs an der Westlichen Zinne Nordwand. Weil's so schnell ging noch einmal: Der Betrachter leidet mit, fühlt den Sog der Tiefe wird mitten hineingenommen in das große Abenteuer. Doch wie um einer Massenohnmacht unter den Zuschauern vorzubeugen, wechselt Huber das Sujet: Der Übergang vom digitalen Videoclip in Schwarz-Weiß zu einer Bergfilmsequenz aus dem Jahre 1953 ist so überraschend wie amüsant. Eine fesche Maid wird Zeugin von Alexanders Absturz und stürmt in die Dreizinnenhütte, um die Bergrettung zu alarmieren. Die Trenkerhelden rücken aus, um unseren Vortragsredner aus der Wand zu holen. Gelungener hätte man sie nicht gegenüberstellen können, die Begehungsstile von einst und jetzt.
Alexander Huber der jüngere der „Huaberbuam" aus Berchtesgaden erwies sich, vor nicht ganz ausverkauftem Haus, als brillanter Entertainer, der seine spannenden Geschichten vom Klettern im High-End-Bereich nicht einfach aneinander reiht. Ob es ums Freiklettern am El Cap im kalifornischen Yosemite Valley oder um die Besteigungen von Cerro Torre und Fitz Roy auf klassischen Routen im windumtosten Patagonien geht, atemberaubende Bilder dokumentieren die außergewöhnliche Leistungsfähigkeit dieses Mannes. Alexander Huber kommentiert sachlich und legt Hintergründe von Entscheidungen offen. Dass die Lachmuskeln auch etwas von dem Abend haben, dafür sorgen die Bilder und die treffend gewählten musikalischen Untermalungen. Selbst die leisen Töne spielt Alexander ganz vorzüglich, wenn er beispielsweise dem Bilderregen über eine Rotpunktbegehung seiner Freikletterlinie „El Corazon" am El Capitan, mit Seillängen im 10.Schwierigkeitsgrad, ein Kaleidoskop von Landschaftsbildern aus dem Yosemite Nationalpark hinterherschickt. Der Fokus auf den zu bewältigenden Fels ist aufgehoben, der Horizont weitet sich und die Bilder sind optimal platziert, um seiner Zufriedenheit mit sich und der Welt nach diesem Erfolg bildhaften Ausdruck zu verleihen.
Gegen Ende wurden die Handinnenflächen der Zuschauer noch einmal befeuchtet, als der Huaberbua von seinen free solo Begehungen einer Sportkletterroute (X-) an den Schleierwasserfällen im Wilden Kaiser und der „Hasse-Brandler" (VIII+) an der Großen Zinne Nordwand berichtete. Die Bilder von Alexander Hubers Lieblingsfotographen Heinz Zak, die raffiniert mit Videoclips abwechselten, ließen den Betrachter ungewöhnlich nahe heran. Da half es wenig, dass der, der da an kleinen Leisten hängend mit weit aufgerissenen, von Überwachheit zeugenden Augen nach dem nächsten Griff schnappt doch offensichtlich dabei nicht abgestürzt sein konnte, das Publikum litt und vergalt es dem Redner mit Applaus.
Man darf gespannt sein, was Alexander Huber als nächstes zu seinem Projekt erklärt. Der Vortrag zeigte jedenfalls nicht nur sein enormes Kletterkönnen, sondern auch mit welcher Professionalität die Erfolge photodokumentiert werden wollen, um marktfähig zu sein und uns solch' unterhaltsame Abende bescheren zu können.

  

 Deutscher Alpenverein Sektion Lauf e.V.

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